Geschrieben von kj am Do., 25.04.2024 - 08:45

Immer wieder erreichen die Geothermie Gräfelfing Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich Sorgen machen, dass ihre alte Heizung nicht bis zum Anschluss an die Fernwärme durchhält, altersbedingt ausgetauscht werden müsste oder gar irreparabel kaputtgehen könnte. Doch es gibt viele Möglichkeiten, eine Übergangslösung zu installieren oder bei funktionierender Heizung einfach abzuwarten.

Handlungsoptionen prüfen

Ist eine funktionstüchtige Heizungsanlage älter als 30 Jahre, gibt es von der gesetzlichen Verpflichtung zum Austausch zahlreiche Ausnahmen. Am wichtigsten für Gräfelfing ist wohl diese: „Hat ein Wärmenetzbetreiber vertraglich den Anschluss an ein Wärmenetz zugesichert, können Heizungen noch bis zu zehn Jahren ohne weitere Anforderungen betrieben werden“, heißt es auf der Webseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Weitere Ausnahmen gibt es bei Brennwertkesseln oder für Eigentümerinnen und Eigentümer, die mindestens seit dem 1. Februar 2002 in ihrem Ein- oder Zweifamilienhaus wohnen.

Geht eine Heizungsanlage kaputt, darf sie repariert werden. Falls der Defekt tatsächlich irreparabel sein sollte – der sogenannte Havariefall – sind Gasheizungen nach derzeitigem Stand schnell verfüg- und innerhalb von 1-2 Tagen austauschbar. Es hat sich sogar ein Markt für gebrauchte Gasheizungen entwickelt.

Auskunft zu Handlungsoptionen kann eine lokale Heizungstechnikfirma, der Schornsteinfeger oder die Geothermie Gräfelfing geben. „Nach Aussagen von lokalen Fachbetrieben ist es selbst bei älteren Heizungsanlagen, insbesondere entlang der Haupttrasse, nicht grundsätzlich empfehlenswert, diese wenige Jahre vor einem Anschluss an das Fernwärmenetz vorsorglich auszutauschen“, erläutert Simon Brinkmann, technischer Geschäftsführer der Geothermie Gräfelfing und fügt hinzu: „Unserer Erfahrung nach kann in Abstimmung mit dem zuständigen Schornsteinfeger bei funktionstüchtigen aber ggfs. austauschpflichtigen Geräten in den meisten Fällen eine Übergangslösung gefunden werden.“

Fördermöglichkeiten

Im Falle einer Havarie sind in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unter dem Punkt „Ausgaben für eine provisorische Heiztechnik bei einem Heizungsdefekt“ sogar eigens gewisse Fördermöglichkeiten, beispielsweise für eine gemietete Heizung, vorgesehen. Denn wer aus einer Notsituation heraus heute noch eine neue fossile Heizungsanlage installieren lässt, ist für viele Jahre an diese Investition gebunden – inklusive der absehbaren Preissteigerungen für CO2-Abgabe, Netzentgelte und Brennstoffe.

Für den Anschluss an die geothermische Fernwärme gibt es dann in der BEG eine Grundförderung von 30 Prozent der Kosten. Zudem gibt es einen Einkommensbonus von weiteren 30 Prozent für Haushalte mit weniger als 40.000 Euro Jahreseinkommen, beispielsweise Menschen mit niedriger Rente aber einem eigenen Häuschen. Hinzu kommt eine Förderung der Gemeinde Gräfelfing in Höhe von bis zu 2.500 Euro.

Zeitplan Geothermie Gräfelfing

Doch wann ist es so weit? Ein wichtiger Meilenstein für die Geothermie Gräfelfing war die Zulassung des Hauptbetriebsplans durch das Bergamt Südbayern. Damit liegt jetzt die Genehmigung für den Bau des Bohrplatzes und die Abteufung der Bohrungen vor. Noch vor Ende des Jahres 2024 soll mit der Einrichtung des Bohrplatzes begonnen werden. Als Bohrplatz ist ein Gelände auf den Koppelflächen des Reitvereins vorgesehen, nördlich der Würmtalstraße und westlich des Neurieder Wegs.

Parallel hat bereits die Verlegung des Fernwärmenetzes begonnen. Im Zuge der Sanierung der Bahnhofstraße wurden die Fernwärmeleitungen gleich mitverlegt, um die Straße nicht später erneut aufreißen zu müssen. Die aktuelle Planung sieht für die erste Ausbaustufe eine Haupttrasse vom Bohrplatz entlang der Würmtalstraße über die Bahnhofstraße, Rottenbucher Straße, Lochhamer Straße, Würmstraße bzw. Lochhamer Schlag zurück zum Bohrplatz vor. Das Gewerbegebiet wird ebenfalls angebunden. Die weiteren Ausbaustufen, Verästelungen von der Hauptleitung, werden nach einer gebietsweisen Wärmebedarfsanalyse definiert.

Für die weitere Planung ist es hilfreich, wenn sich Nachbarschaften zusammenschließen und sich gemeinsam für einen Anschluss an die geothermische Fernwärme entscheiden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Gebiet priorisiert wird.

Die Geothermie Gräfelfing bittet die Bürgerinnen und Bürger weiterhin um Geduld. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, im ersten Halbjahr 2025 die erste Tiefenbohrung zu beginnen. Wenn diese ihr Ziel erreicht hat und getestet ist, sind genauere Aussagen über die zur Verfügung stehende Wärmemenge für Gräfelfing möglich. Dann kann im gleichen Jahr noch die zweite Bohrung und parallel der Ausbau des Wärmenetzes folgen. Zur Heizsaison 2026/2027 können voraussichtlich die ersten Haushalte angeschlossen werden.

Quelle

Geothermie Gräfelfing